Während manche Teams sechs Spieltage vor Schluß mittlerweile überspielt wirken, scheinen Mannschaften wie Gebelzig und Kemnitz so etwas wie "die zweite Luft" zu bekommen. Dies mußte der LSV nun auch im Heimspiel gegen den FSV Kemnitz feststellen. Die Gäste ließen von Anfang an durch ihre Körpersprache keinen Zweifel daran aufkommen, daß sie diesmal in Friedersdorf punkten wollen, was den LSV zunehmend beeindruckte. Mit hoher Laufbereitschaft und energischem Pressing suchten die Kemnitzer den kürzesten Weg zum gegnerischen Tor und holten sich letztlich durchaus verdient drei Punkte. Am Ende haderten die Friedersdorfer mit sich und nicht unberechtigt auch mit dem Schiedsrichter, dem etwas Fingerspitzengefühl fehlte. An seine Stelle hätte man sich Linienrichter Sebastian Winkler gewünscht. Doch letztlich kann man nicht gewinnen, wenn man zahlreiche, teils klarste Torchancen kläglich vergibt. Dies war wieder so ein Tag - doch am Sonntag in drei Tagen kommt ein anderer.

Die erste Torchance im Spiel hatte Jan Strauß, doch sein abgefälschter Distanzschuß senkte sich knapp neben das Gehäuse (17.). Mehr Glück hatten die Gäste bei ihrem ersten Versuch, denn nach einem Eckball von Leon Brinkmann köpfte Markus Berner eine Minute später zur Gästeführung ein. Wenig später hatte Strauß eine weitere gute Chance bei einem Schuß aus spitzem Winkel, der am langen Eck vorbeiging (19.). In der 25. Minute folgte ein Sturmlauf von Jonas Stein auf der linken Angriffseite. Seinen Schuß mußte FSV-Keeper Oliver Haase zwar noch prallen lassen, den Nachschuß aus Nahdistanz setzte Felix Bernsdorf jedoch in die Arme des Torwarts. Wenige Sekunden später schoß Bernsdorf einen Fernschuß deutlich über die Querlatte. Der wohl torgefährlichste Angreifer der Gäste, Brinkmann, sorgte nach einer halben Stunde für die zweite klare Gästechance, aber Hans Angermann brachte das Kunststück fertig, den Ball freistehend über das LSV-Tor zu heben. Postwendend folgte die nächste Möglichkeit im Gegenzug. Strauß bediente Stein mit einem Langpaß, doch der Kemnitzer Torwart war eher am Ball (31.). Ähnlich erging es Jerome Scholz, der in der 34. Minute an einer Eingabe von Martin Iffländer vorbeirutschte. Es gab weiter Chancen wie am Fließband, doch der Ball wollte einfach nicht ins Tor. Nach tollem Paß von Strauß köpfte Bernsdorf nur eine Minute später unbedrängt am langen Pfosten vorbei (35.). Zu ihrer dritten Möglichkeit kamen die Gäste in der 37. Minute bei einem Kopfball von Richard Renger, den LSV-Torwart Friedolin Braunert über das Tor faustete, und für den LSV versuchte sich danach auf der anderen Seite Przemyslaw Fehring-Rytel per Distanzschuß, den FSV-Keeper Haase parierte (38.). Glück für die Friedersdorfer, daß Brinkmann kurz vor dem Halbzeitpfiff nur an das Lattenkreuz traf (45.).

Nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit setzte Fehring-Rytel einen 30-Meter-Freistoß über das Gebälk. Doch die Gäste arbeiteten weiter an der Revance für die 0:2-Schlappe am 16. Spieltag. Eine torgefährliche Aktion von Max Tempel wurde vom Friedersdorfer Schlußmann bereinigt. Aber das Unheil für die Gastgeber nahm in der 52. Minute seinen Lauf, als sich Simon Weckwerth zu einem Distanzschuß entschloß. Der Ball klatschte vom rechten an den linken Pfosten und ging danach endgültig ins Netz. Ein Billard-Glücksschuß. Unhaltbar für den LSV-Schlußmann. Die nächste Chance der Friedersdorfer hätte eigentlich zum Ausgleich führen müssen. Dabei ließ Stein gleich zwei Kemnitzer stehen, schoß aber letztlich freistehend am langen Pfosten vorbei (60.). Anschließend folgte eine lange Drangperiode der Gastgeber. Auch Verteidiger Oliver Grabsch schaltete sich zunehmend in den Angriff ein. Doch das Kemnitzer Gehäuse schien wie vernagelt. Selbst zwei schier unhaltbare Kopfbälle von Grabsch aus Nahdistanz fischte Torwart Haase noch von der Torlinie (71.). Bei der kurze Zeit später folgenden elfmeterwürdigen Aktion gegen Grabsch gab es keinen Strafstoßpfiff, was die Gemüter natürlich noch mehr erhitzte (73.). Fünf Minuten später versuchte sich Bernsdorf mit einem Distanzschuß von der Strafraumgrenze, der aber über das Gebälk zischte. In den verbleibenden acht Minuten wurden die Gäste noch einmal aktiv. Zunächst bügelte Keeper LSV-Braunert einen Fehler der Abwehr aus (82.), ein Schuß von Andre Heinrich verfehlte den Kasten (83.) und Tempel schoß aus abseitsverdächtiger Position über das LSV-Gehäuse (84.). Ein weiterer Tempogegenstoß von Brinkmann brachte in der 87. Minute die Entscheidung. Der Ball kam zu Tempel, der das Leder zum 0:3 in die Maschen setzte. Etwas Ergebniskosmetik gelang den Friedersdorfern in der dem Spielverlauf nach viel zu kurzen einminütigen Nachspielzeit, als der unermüdliche Stein den Ball zum eingewechselten Marcel Müller flankte. Das 1:3 war dann auch der Endstand in einem Spiel, in dem so gut wie alles gegen die Gastgeber funktionierte. (cr)