FSV Neusalza-Spremberg (31.03.2020)
Interview mit Trainer Andre Kohlschütter
Hallo Andre, aktuell sind nun alle Beteiligten der Fußball-Familie zum Abwarten verdammt. Es ist keine leichte Zeit. Der FSV Neusalza-Spremberg hat in der Vorwoche deine Vertragsverlängerung bekanntgegeben. Was hat dich dazu bewogen, ein weiteres Jahr am Neusalzaer Hänscheberg zu bleiben?
"Man könnte sagen, daß mir der Abschied nach acht Jahren einfach schwer fällt! Aber nein im Ernst: Die Zusammenarbeit mit den Vereinsverantwortlichen war in den vergangenen Jahren sehr gut. Ich konnte mein sportliches Konzept umsetzen und es ist uns allen gemeinsam gelungen, die Ziele, welche sich der Verein im sportlichen Bereichen gesteckt hatte, auch immer zu erreichen. Von daher waren die letzten Jahre sehr erfolgreich und das macht natürlich eine Entscheidung über eine weitere Zusammenarbeit auch einfacher. Wenn manaber ehrlich ist, gibt es auch nur wenig andere Vereine, wo ich mir ein Engagement derzeit vorstellen kann. Beim FSV Neusalza-Spremberg fühle ich mich und meine Arbeit sehr geschätzt und ich kann bei dem Erreichen unserer sportlichen Ziele auf die Unterstützung des Vorstandes und meines Trainerteams setzen. Im Zusammenhang mit einer talentierenten und ehrgeizigen Mannschaft erfüllt der Verein damit alle Voraussetzungen, um als Trainer hier gut und gerne zu arbeiten."
Du startest im kommenden Sommer dann in dein insgesamt neuntes Amtsjahr als FSV-Trainer. Hättest du bei deinem Antritt im Sommer 2012 damit gerechnet, so lange bei einem Klub zu bleiben? Denn das ist für einen Trainer ja schon einer außergewöhnlich lange Zeit.
"Natürlich nicht. Meine Trainerstationen davor im Herrenbereich waren eher weniger erfolgreich. Aber ich konnte jedoch eine Menge Erfahrungen sammeln - im sportlichen und natürlich im menschlichen Bereich. Das hat dazu geführt, daß ich eine genaue Vorstellung entwickelt habe, welche Vorraussetzungen ich als Trainer benötige, um erfolgreich und mit Spaß arbeiten zu können. Nach acht Jahren kann man sicher sagen, daß ich die in Neusalza-Spremberg gefunden habe. Das war im Sommer 2012 noch nicht absehbar. Ein großes Dankeschön geht dabei auch an alle, die es im Verein mit mir so lange ausgehalten haben."
Was glaubst du, warum die Zusammenarbeit zwischen dir, der Klubführung und der Mannschaft über all die Jahre so gut funktioniert?
"Seit meinem Amstantritt im Jahre 2012 bin ich für die sportliche Entwicklung der 1. Männermannschaft verantwortlich. Das bedeutet, daß mir der Verein seitdem im sportlichen Bereich sehr viel Verantwortung und Handlungsspielraum übertragen hat. Für dieses Vertrauen bin ich sehr dankbar, denn es führt dazu, daß ich Entscheidungen auch nach meinen Vorstellungen treffen kann. Mit dem Aufstieg in die Landesliga ist das Team um mich herum natürlich größer geworden. Entscheidungen, welche zum Beispiel auch die Kaderzusammenstellung betreffen, werden nun in einem etwas größeren Kreis getroffen. Führt aber dazu, daß man sich auch mal mit anderen Meinungen auseinander setzen muß und auch einen anderen Blick auf verschieden Dinge bekommt. Als Trainer in der 6. Liga ist man gezwungen, erfolgreich zu sein. Dabei ist es hilfreich, die Verantwortung auf mehrere Schulter zu verteilen."
Die aktuelle Unterbrechung der Saison trifft alle 16 Klubs der Landesliga und natürlich auch die der anderen Ligen in Deutschland. Glaubst du, daß diese Saison noch zu Ende gespielt werden kann?
"Ich glaube, daß wir uns gerade am Scheitelpunkt befinden. Ein Ausfall der Spiele bis hierhin wäre eventuell noch irgendwie zu kompensieren gewesen. Da ich aber nicht den Eindruck habe, daß in zwei Wochen ein regulärer Trainings- und Wettkampfbetrieb stattfinden wird, fehlt mir die Überzeugung, daß man alle Spiele rechtzeitig bis zum 30. Juni 2020 absolvieren kann. Eine Verlängerung der Saison würde in meinen Augen auch schon wieder ganz andere Probleme mit sich bringen. Kurzum: Ich bezweifle, daß wir diese Saison zu Ende spielen werden. Das ist natürlich sehr schade, da wir bisher sehr erfolgreich gespielt haben."
Teammanager Georg Schröer, Mannschaftsleiter Paul Heldner und Trainer Andre Kohlschütter (von links)
Was wäre für Dich persönlich die sinnvollste Entscheidung für diese Spielzeit?
"Da bin ich froh, daß ich das nicht entscheiden muß. Eine Annullierung ist am Ende vielleicht das Sinnvollste. Wie man jedoch mit dem Auf- und Abstiegen in den jeweiligen Ligen umgehen könnte, dazu habe ich auch keine Idee."
Es ist aktuell nicht möglich, im Kollektiv zu trainieren. Das ist natürlich weder für Spieler noch Trainer eine befriedigende Situation. Hast du deinen Jungs so etwas wie eine Hausaufgabe gegeben?
"In der ersten Corona-Woche hatte ich den Spielern freigegeben. Für die folgenden Woche sind die Spieler von mir mit einem Trainingsplan ausgestattet worden. Er soll dazu dienen, daß wir bei einem Neustart nicht bei Null anfangen müssen. Ich hoffe, daß alle Spieler vernünftig und ehrgeizig genug sind, sich fit zu halten. Weiterhin bezweifle ich, daß die Spieler gerne die konditionellen Rückstände in individuellen Einheiten bei mir nachträglich aufarbeiten wollen."
Im Hintergrund laufen mittlerweile schon die Planungen für die kommende Spielzeit. Gibt es bereits Personalentscheidungen, welche du an dieser Stelle bekanntgeben kannst?
"Wir haben schon mit einigen Spielern gesprochen, wären aber gern schon weiter. Leider macht es uns die derzeitige Situation sehr schwer, alle notwendigen Gespräche zu führen. Das betrifft nicht nur die eigenen Spieler oder Neuzugänge, sondern auch die Gespräche mit den Sponsoren. Der wirtschaftliche Schaden wird auf Grund dieser 'Corona-Kirse' für einige Firmen immens sein. Das macht eine vernünftige Planung der kommenden Saison extrem schwierig. Wir setzen weiter auf die Unterstützung unsere kleinen und großen Sponsoren und planen auch so die kommende Spielzeit. Neuzugänge und alles weitere werden wir zeitnah auf unsere Homepage veröffentlichen."
Zum Schluß noch eine private Frage. Wir kennen Dich als Familienmensch, wie verbringst du die Zeit derzeitig mit deinen Kindern am liebsten?
"Die meiste der Zeit mit dem zu vermittelnden Schulstoff! Im Ernst: Ich bin froh, daß unere große Tochter nur wenig Hilfe im schulischen Bereich benötigt und die kleinste noch in den Kindergarten geht. Wir haben somit nur unseren Sohn 'schulisch' zu betreuen und der Aufwand hält sich so in Grenzen. Ich kann mir aber vorstellen, daß es derzeit für viele Familien eine extrem schwierige Zeit ist. Sonst sind wir mit den Kindern bei gutem Wetter im Garten. Viele andere Möglichkeiten gibt es ja leider nicht."
Das Gespräch führte Teammanager Georg Schröer
Dienstag, 31.03.2020 Foto: pm
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